Veröffentlicht am : 21 Juni 20223 minimale Lesezeit
Die meisten bevölkerten Inseln auf der ganzen Welt entsprechen jeweils einem Land, einem Volk mit eigenen Kulturen, Geschichten, Ursprüngen und einer eigenen Politik. Dies trifft jedoch nicht auf die Insel Hispaniola zu. Hispaniola ist eine kleine Insel in der Karibik, die zwei diametral entgegengesetzte Länder, zwei Völker und zwei völlig unterschiedliche Kulturen beherbergt: Haiti und die Dominikanische Republik. Weltweit gesehen ist Hispaniola bei weitem nicht die größte der bekannten Inseln, aber die beiden Staaten, die sie beherbergt, sind eindeutig verschieden, es sind zwei Völker mit sehr unterschiedlichen Schicksalen. Ein renommierter Geografieprofessor nennt drei Hauptaspekte, die den Unterschied zwischen diesen beiden großen Nationen ausmachen.
Eine gut aufgeteilte Umwelt und ein gut aufgeteiltes Territorium
Die Insel ist zwischen den beiden Ländern gut aufgeteilt. Im Osten liegt die Dominikanische Republik, die über ein größeres Wald-, Wasser- und Landwirtschaftspotenzial verfügt und den reicheren Teil der Insel geerbt hat. Die Dominikanische Republik hat wesentlich mehr Niederschläge als Haiti und ist daher in der Landwirtschaft begünstigt. Zwar teilen sich Haiti und die Dominikanische Republik eine Insel, aber sie haben sich beide ganz unterschiedlich entwickelt. Während Haiti zu den ärmsten Ländern der Welt gezählt wird, gehört die Dominikanische Republik zu dem beliebtesten Reiseziel in der Karibik und erfreut sich jedes Jahr an mehr Touristen. Auch die verschiedenen Flüsse, die in den Bergen zwischen den beiden Ländern fließen, fließen hauptsächlich in die Dominikanische Republik, wodurch diese einen privilegierten Zugang zu Wasserprojekten erhält.
Die Moral der beiden Gesellschaften
Die Folgen der Kolonialisierung sind in beiden Ländern unterschiedlich. In Haiti hat sie mehr Spuren hinterlassen als in der Dominikanischen Republik. Zur Zeit der Kolonialisierung hatte Haiti eine stärkere Beziehung zu Frankreich als die Dominikanische Republik zu Spanien. Die jeweiligen Unterwerfungen und Ausbeutungen waren nicht die gleichen. Das weitaus aktivere Frankreich sah seine Kolonie weitaus unterwürfiger, Haiti sah seine Wälder abgeholzt und seine natürlichen Ressourcen in einem enormen Tempo schrumpfen. Die Haitianer mussten bis zum Vergießen ihres Blutes kämpfen, um zu entkommen. Seitdem sind sie, traumatisiert durch die Sklaverei, viel beschützerischer und verschlossener geworden, während sich auf der anderen Seite der Insel eine Gesellschaft befindet, die sich der Außenwelt öffnet, Spanisch spricht und viel offener ist.
Die Lebensqualität
Obwohl die beiden Länder Nachbarn sind, gibt es eine große Kluft zwischen dem Lebensstandard der beiden Völker. Die Dominikanische Republik verfügt über ein enormes Potenzial an Landwirtschaft, Wasserkraft und Industrie, ist reicher als ihr Nachbarland, hat eine höhere Lebenserwartung und liegt auf Platz 67 des nominalen BIP. Haiti hingegen liegt auf Platz 143.
